Die vergangenen zwei Jahre haben die österreichische Gastronomie vor enorme Herausforderungen gestellt. Vor diesem Hintergrund kommt den Rolling Pin Awards wohl eine noch größere Bedeutung zu. In feierlichem Rahmen wurde kürzlich die Crème de la Crème der österreichischen Gastronomie für ihre Leistungen und ihr Durchhaltevermögen geehrt. Josef Donhauser wurde zum "Gastronom des Jahres 2021" gewählt. Mit seiner DoN group, die mittlerweile über 2000 Mitarbeiter:innen zählt, betreibt er zahlreiche Standorte österreichweit und ist auch über die Grenzen hinaus tätig. LEADERSNET hat ihn zum Interview gebeten.
LEADERSNET: Wie fühlen Sie sich als Gastronom des Jahres 2021?
Donhauser: Es macht mich stolz für meine großartigen Mitarbeiter:innen diesen Preis gewonnen zu haben. Diese Anerkennung schenkt uns allen in dieser schwierigen Zeit wieder Motivation und Bestätigung, das Richtige zu tun und spornt an, mit noch mehr Energie weiter zu machen.
LEADERSNET: Wie wichtig ist einer der so begehrten Rolling Pin Awards eigentlich?
Donhauser: Sehr wichtig. Gemeinsam mit den Weltstars der Küche (Heinz Reitbauer, Paul Ivic…), oder den Bar-Legenden wie Charles Schuhmann-München auf der Treppe zu stehen, ist eine einzigartige Anerkennung und Auszeichnung. Es ist auch ein wichtiges Signal an alle Mitarbeiter:innen mit einem ausgeprägten Dienstleistungsgedanken, die noch nicht bei uns arbeiten, zu uns zu kommen.
LEADERSNET: Ist das die Währung Ihrer Branche?
Donhauser: Definitiv. Da bei Rolling Pin die Branche selbst über die Preisträger bestimmt, ist das eine besondere Ehre.
© DoN Group
LEADERSNET: Konnten Sie sich schon beim Start in der Buckligen Welt vorstellen, dass sich Ihr Werdegang bis an die Spitze der Gastronomie entwickeln würde?
Donhauser: Niemals. Ich startete in Kirchberg/Wechsel mit einem 40m2 kleinen Tennisplatzlokal.
LEADERSNET: Gab es besondere Meilensteine, die Ihren Erfolgsweg beflügelten?
Donhauser: Es gab etliche prägende Erfolge. Wenn ich ein paar herauspicken soll, dann waren es aber sicher der Start Railcatering im Iran: Als erstes österreichisches Unternehmen der Branche ein Joint Venture im Iran zu gründen, und sogar 2021 damit an der Tehraner Stock Exchange zu notieren, ist schon ein Vorzeigeprojekt für den Tourismus-Außenhandel und ein besonderer Milestone.
Auch die Übernahme des ÖBB Caterings in Österreich und gelungene Umpositionierung als österreichischer kulinarischer Botschafter sowie die Übernahme von Vapiano Österreich mitten im ersten Lockdown waren Meilensteine. Mit mehr als ungewisser Zukunft haben wir 400 Mitarbeiter:innen wieder zurück geholt und hatten den Anspruch, mit klarem Qualitätsversprechen zwölf Restaurants österreichweit wieder hoch zu fahren, die einzigartige guest journey weiter zu entwickeln und bald das erste Restaurant der neuen Vapiano-Generation in Graz eröffnen zu dürfen.
LEADERSNET: Welche Zahlen spiegeln am besten die Marktbedeutung des mittlerweile zur DoN Group gewachsenen Unternehmens?
Donhauser: Wir sind das größte privat geführte Cateringunternehmen Österreichs und beschäftigen knapp 2000 Mitarbeiter. Wickeln (in "normalen" Zeiten) rund 2500 Events pro Jahr ab, bewirtschaften fünf Kultur- und Kongresshäuser exklusiv, elf VIP-Lounges an Flug- und Bahnhöfen, sechs Bars und Cafes, 31 Restaurants und zwei Flughäfen exklusiv. Wir können seit 2012, also seit fast zehn Jahren, ein jährliches (coronabereinigtes) Wachstum von 48 Prozent vorweisen. Eine enorme Belastung für eine Organisation. Wir sind quasi ein permanentes Start Up-Unternehmen. Wir können heute sagen, dass wir in allen Segmenten des Caterings und der Gastronomie tätig sind und können somit Leistungen anbieten, die weit über Essen und Trinken auf höchstem Niveau hinaus gehen. Das heißt, Dienstleistungsgesamtlösungen, maßgeschneidert und am neuesten Stand der Digitalisierung.
LEADERSNET: Hat der Cateringbereich eine besondere Bedeutung in der Unternehmensstruktur?
Donhauser: Natürlich. Wir lieben und leben Dienstleistung. Die größte Freude ist für uns, wenn wir mit einer einzigartigen "guest journey" den glücklichen Gast schaffen.
LEADERSNET: Welche Auswirkungen hatten die Ereignisse rund um Corona auf den Geschäftsbetrieb?
Donhauser: Es gibt enorme Auswirkungen und enorme Belastungen für die Mitarbeiter:innen. Unplanbarkeiten erfordern große Flexibilität. Budgets, Kapitalströme, strategische Ausrichtung, Zukunftsprojekte, sämtliche Grundlagen partnerschaftlicher Zusammenarbeit müssen nahezu täglich neu evaluiert werden. Wir haben den Weg der Kontinuität längst verlassen müssen. Die permanent neue richtige Aussteuerung ist extrem belastend.
LEADERSNET: Waren die bisherigen Corona-Hilfsleistungen durch den Staat ein wichtiger Beitrag zur Krisenbewältigung?
Donhauser: Sie waren ein Teil der Grundlage des Überlebens.
LEADERSNET: Was wünschen Sie sich aktuell von der Politik?
Donhauser: Die Schaffung von verlässlichen, funktionierenden Rahmenbedingungen, in denen wir unsere Arbeit als Gastronomen erledigen können, wäre wünschenswert.
© DoN Group
LEADERSNET: Gibt es in Sachen Essen derzeit besondere Trends, die für die Unternehmenspolitik besonders beachtlich sind?
Donhauser: Ja. Das Zauberwort bleibt in allen Bereichen "Authentizität". Insbesondere beim Essen ist Frische, Transparenz und Regionalität besonders wichtig für uns.
LEADERSNET: Welche Visionen leiten Sie in die Zukunft?
Donhauser: Wir haben zwei große Megatrends, die die Welt massiv und unwiederbringlich verändern. Das sind der Klimawandel und die Digitalisierung. Wir als Caterer haben beim Thema Klimawandel eine enorm wichtige Bedeutung. Wenn wir unser Essensverhalten nicht ändern, werden wir die Menschen, wenn die Welt bei zehn Milliarden Gesamtbevölkerung angekommen ist, nicht mehr ernähren können, außer, wir roden weitere Waldflächen, was wiederum zu einem noch schnelleren Klimawandel beitragen und die Ernährungsressourcen noch mehr reduzieren würde. Ein Teufelskreis. Wir als Caterer müssen zumindest CO2 neutral werden. Gesundes, regionales, nachhaltiges Essen kann auch richtig Genuss sein. Dazu müssen wir unseren Beitrag leisten.
LEADERSNET: Gibt es Werte und Zielvorgaben, die das Verhältnis zu den Mitarbeiter:innen positiv prägen?
Donhauser: Unsere Mitarbeiter:innen kennen die Spielregeln: Darin begegnen wir uns mit und Respekt. Wir passen aufeinander auf, unabhängig von ethnischer Herkunft oder sozialer oder sonstiger Unterschiedlichkeit. Wir liefern eine Plattform (Academy), wo sich das Individuum entwickeln kann, wenn es will. Unsere Wertelandschaft, die wir immer veröffentlicht haben, lautet: Verantwortungsbewusst – wir sind verlässlich für Partner und Mitarbeiter, Unkonventionell – wir wollen Gewohnheiten überschreiten, Ästhetisch – uns ist bewusst, wir gestalten für alle Sinne, und Herzlich – wir lieben Dienstleistung von Herzen. (jw)
www.don.at
Alle Preisträger und Fotos von den Rolling Pin Awards finden Sie hier.
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