Dr., Master oder lieber Dipl.Ing? Hier kann man sich Titel kaufen

Nicht nur das Geschäft mit akademischen Graden floriert, auch Adelstitel sind gefragt.  

Innerhalb der vergangenen 20 Jahre hat sich eine Titel-Industrie etabliert, die durch die Digitalisierung noch weiter befeuert wird. So bringt eine Internetsuche nach dem Begriff "Promotionsberatung" mehr 40.000 Treffer. "Bei der Vergabe von akademischen Graden gibt es Geschäftsmodelle und Profitkonstruktionen", so Oliver Vitouch, Rektor der Uni Klagenfurt, zum Standard. Einerseits verschaffe ein Titel sozialen Status, zudem verdiene man damit auch mehr Geld.

"Doctor of Feng Shui" und  "Doctor of Motivation"

"Wollen Sie legal einen Doktortitel führen, der Ihnen zu mehr Ansehen verhilft?" lautet es auf einigen US-Seiten. Verliehen werden diese Titel gegen "eine kleine Spende" von Kirchen. Die Titel lauten "Doctor of Feng Shui" und "Doctor of Motivation". Diese "Ehrendoktortitel" der Miami Life Development Church & Institute gibt es für 39 Euro. Mit der Doktoratsurkunde gibt es einem Bericht des Spiegel zufolge ein Schreiben: "Herzlichen Glückwunsch zu dem Ihnen verliehenen kirchlichen Ehrentitel der MLDC, Inc., Florida, USA. Nach wie vor ruft ein Doktortitel Respekt in der Gesellschaft hervor: Sie sind etwas Besonderes und Sie werden auch als solches gern gesehen", lautet es darin.

Auf berufsdiplom.com kann man sich Diplome aus Oxford, Harvard oder Yale ganz einfach ausdrucken. Auf eBay gibt es Doktorate von Fake-Universitäten wie der Rheinisch-Bergischen Maximilians-Universität Wuppertal oder der Rhein-Ruhr-Universität Bochum. 

Plagiate und Ghostwriting 

Plagiatsjäger Stefan Weber geht in einem Falter-Artikel davon aus, dass wissenschaftliches Fehlverhalten wie Plagiat, Ghostwriting oder Datenfälschung bei rund 3,5 Prozent der Studierenden vorkomme. Das wären dann jährlich circa 13.000 Fälle.

Es gibt sogar eine eigene "Österreichische Ghostwriter Agentur". Angeboten werden dort sowohl Bachelor- als auch Masterarbeiten. "Unsere akademischen Autoren unterstützen Sie professionell, 100 Prozent diskret und liefern in hoher Qualität. Stellen Sie einfach unverbindlich eine Anfrage", lautet es auf der Seite. Ab 3000 Euro ist man dabei. Geworben wird bei solchen Seiten damit, "lediglich eine Vorlage für die wissenschaftliche Arbeit zu liefern beziehungsweise eine  statistische Auswertung vorzunehmen". 

Tiefer in die Tasche greifen, rund 30.000 Euro, muss man für Promotionsvermittlungs-Programme wie das des SHW in Wien, bei dem man in Brünn, Bratislava, Belgrad und Warschau aus der Ferne einen PhD erwerben kann.

Ein Image-Schaden für die Wissenschaft

Durch öffentlich gewordene Plagiatsfälle, wie jüngst von Ex-Familien- und Arbeitsministerin Christine Aschbacher, entsteht auch den Hochschulen und der Wissenschaft ein Image-Schaden. Dass  Plagiatsfälle aufgeklärt werden, liege Martin Weichbold, Vizerektor für Lehre an der Universität Salzburg, im Interesse der Hochschulen. So haben auch die FH Wiener Neustadt als auch die Universität Bratislava eine Prüfung der Arbeiten von Aschbacher angekündigt.

Billig-Baron und Online-Graf

Auch Adelstitel seien Medienberichten zufolge weiterhin sehr gefragt. Graf von Sebastiansburg, Lord of Chesterfield oder Herzog von Meranien: Ab zwölf Euro kann man deutsche, irische oder englische Namenszusätze kaufen. Dazu gibt es das Wappen auf einer Urkunde, eine historische Karte, die die Herkunft zeigt, sowie "historisch authentische Dokumente". Den Anbietern zufolge handle es sich um "echte Titel von real existierender Familien", die solange ruhen, bis jemand anderes sie beanspruche. Einem Bericht der Wirtschaftswoche zufolge gebe es beispielsweise bei adelstitel-kauf.eu nur Namen von Adelsgeschlechtern, die keine lebenden Nachkommen mehr haben. Auf der Seite wird darauf hingewiesen, dass die Adelstitel nicht alleine als Name geführt werden dürfen, sondern ein Zusatz zum bürgerlichen Namen sind. (jw)

Kommentar schreiben

* Pflichtfelder.

leadersnet.TV