Corona verhilft Austro-Unternehmen zu Rekordergebnissen

Gummiverarbeiter Semperit profitiert von den erhöhten Hygienebedürfnissen in der Pandemie.


Es gibt sie, die Wirtschaftszweige, die von der anhaltenden Coronapandemie und den dadurch veränderten Nachfrageverhältnissen profitieren: Neben Lebensmittelhandel und Co. findet man einen der ökonomischen "Gewinner" der Coronakrise in Österreich im Bezirk Neunkirchen, genauer gesagt in Wimpassing im Schwarzatale: Die dort ansässige Semperit AG Holding hat soeben für die ersten neun Monate 2020 absolute Rekordzahlen bekannt gegeben. 

Rekordzahlen dank Gummihandschuhen und ehemaligem "Sorgenkind" Medizinsparte

Der auf Gummiverarbeitung spezialisierte Konzern hob schon mehrfach seine Prognosen für das Gesamtjahr 2020 an, und gab nun am Donnerstag in einer Presseaussendung konkrete Zahlen für die ersten drei Quartale des Jahres bekannt. Aktuell geht der Vorstand davon aus, dass 2021 das Ergebnis gehalten oder nochmals übertroffen werden könnte.

Grund dafür ist ironischerweise ausgerechnet jener Geschäftszweig, die der Konzern noch kurz vor Ausbruch der Pandemie ehestmöglich abstoßen wollte: Die Medizinsparte. Im Detail geht es hier um die Produktion medizinischer Schutzhandschuhe, die nun in der Coronaviruspandemie einen nie dagewesenen und völlig unverhofften Nachfrageschub erlebten. Am Donnerstag sprach Semperit von einer "Sonderkonjunktur", die Medizinprodukte gerade erleben. Semperit produziert in Österreich (Wimpassing) und Malaysia Medizinhandschuhe (OP-Handschuhe, Untersuchungshandschuhe).

Medizingeschäft bleibt mindestens bis Mitte 2021

Auch wenn die ehemals als "Sorgenkind" geltende Medizinsparte dem Konzern nun Rekordumsätze beschert, so wird am Grundsatzbeschluss eines Verkaufs derzeit noch festgehalten. Das Unternehmen gab im Rahmen der Aussendung am Donnerstag jedoch bekannt, dass man das Medizingeschäft jedenfalls bis Mitte 2021 weiterführen werde.

Dank der unverhofft großen Gewinne ist Semperit nun auch in der Lage, das Ende 2017 vom Kernaktionär B&C eingeschossene Hybridkapital vorzeitig zurückzuzahlen. Damals wurden 150 Millionen Euro bereitgestellt, davon wurden 130 Millionen Euro gezogen. Die Rückzahlung soll in den nächsten sechs Monaten erfolgen.

Ergebnis fast verdoppelt

Der Umsatz im Semperit Konzern stieg in den ersten neun Monaten des Jahres 2020 moderat um 0,8 Prozent auf 657,2 Millionen Euro. Dabei gab es zwischen den beiden Sparten Medizin (plus 27,5 Prozent) und Industrie (minus 13,4 Prozent) eine gegenläufige Entwicklung. Der überdurschnittlich starke Anstieg bei der Medizin konnte den der weltweiten Rezession geschuldeten Industrie-Rückgang überkompensieren. Das aktuelle Rekordergebnis führt der Konzern auch auf Restrukturierungen zurück.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) wurde bis September auf 118,5 Millionen Euro beinahe verdoppelt. Allein in der Medizinsparte lag dieser Wert in den ersten drei Quartalen 2020 bei 67,3 Millionen Euro nach 5,6 Millionen Euro in den ersten drei Quartalen 2019. Das EBIT im Konzern verbesserte sich auf 159,5 Millionen Euro. Hier hatte es im Vorjahreszeitraum im Konzern – vor allem wegen vorjähriger hoher abschreibungsbedingter Verluste in der Medizinsparte – einen Verlust von 13,7 Millionen Euro gegeben. 

Ausblick

In einem Ausblick bewertet Semperit die sich abzeichnenden Effekte der globalen Pandemie als "bedingt nachhaltig". Im Gesamtjahr sieht der Vorstand das EBIT der Gruppe heuer bei 230 und 255 Millionen Euro. Das Semperit-Management beobachte die Lage "weiter sehr genau", den weiteren Ausblick für 2021 bewertet das Unternehmen aus aktueller Perspektive ebenfalls positiv und geht davon aus, dass das Ergebnis 2020 im kommenden Jahr in der Größenordnung gehalten beziehungsweise nochmals übertroffen werden könnte. (red)

www.semperit.com

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