Welche österreichische Stadt hat das klimafreundlichste Verkehrskonzept? Wenn es nach Greenpeace geht, dann ist die Antwort auf diese Frage Wien. Die Umweltschutzorganisation hat am Montag ihr "Mobilitäts-Ranking 2020" präsentiert. Alle neun Landeshauptstädte wurden in sieben verkehrs- und umweltrelevanten Kategorien – darunter "Öffentlicher Verkehr" und "Luftqualität" – miteinander verglichen.
Rote Laterne für Eisenstadt
Wien landet dabei auf dem ersten Platz – gefolgt von Bregenz und Innsbruck. Eisenstadt schneidet am schlechtesten ab und belegt den letzten Platz. Aufgrund von Doppelplatzierungen wurden nur die Plätze eins bis sechs vergeben. Handlungsbedarf sieht Greenpeace jedoch bei allen Städten.
"Der Verkehr ist einer der größten Klimakiller in Österreich. Rund ein Drittel der klimawirksamen Emissionen sind auf umweltschädliche Mobilität zurückzuführen", betont Jasmin Duregger, Klimaexpertin bei Greenpeace Österreich die Dringlichkeit einer klimafreundlichen Verkehrswende. "Das Ranking zeigt, dass in den Landeshauptstädten noch viel unternommen werden kann, um das Klima zu schützen."
Greenpeace-Klimaexpertin Jasmin Duregger © Mitja Kobal/Greenpeace
Für das Ranking hat Greenpeace sieben verkehrs- und umweltrelevante Kriterien herangezogen: Untersucht wurden der Anteil der verschiedenen Verkehrsmittel an der gesamten Mobilität, die Luftqualität, der Radverkehr, der öffentliche Verkehr, der Parkraum, die Fußgänger-Freundlichkeit sowie E-Mobilität und Car-Sharing. Erstmals wurden pro Kategorie auch internationale Musterbeispiele vor den Vorhang geholt.
Als klarer Sieger im Ranking geht die Bundeshauptstadt Wien hervor. Ausschlaggebend dafür sind der kostengünstige und gut ausgebaute öffentliche Verkehr, ein umfassendes Car- und Bike-Sharing Angebot, sowie eine klimafreundliche Parkraumbewirtschaftung. Letztere zeichnet aus, dass große Teile der Parkflächen gebührenpflichtig sind, während Einzeltickets für öffentliche Verkehrsmittel vergleichsmäßig günstig sind.
© Greenpeace
Aber auch in Wien gibt es laut Greenpeace Verbesserungspotenzial: vor allem hinsichtlich der Fußgänger-Freundlichkeit und der Luftgüte. Während in Wien rund 70 Prozent der Wege mit umweltfreundlichen Verkehrsmitteln, wie Rad oder Öffis, zurückgelegt werden, zeigt sich in Eisenstadt das umgekehrte Bild: 70 Prozent der Wege in der burgenländischen Hauptstadt werden mit motorisierten Verkehrsmitteln, wie dem Auto, zurückgelegt. Eisenstadt könne zwar mit guter Luftqualität punkten, bietet jedoch mit "lascher Parkraumbewirtschaftung und schwachen öffentlichen Verkehrsmittel" kaum Anreize, für den Umstieg auf klimafreundliche Alternativen, kritisiert Greenpeace. "Wenn es keine günstigen und schnellen Öffis gibt, fehlt der Ansporn, das Auto stehen zu lassen", resümiert Duregger.
Platz für klimafreundliche Verkehrsformen schaffen
"Städte müssen Klimaschutz ernst nehmen und klimafreundlichen Verkehrsformen – wie Rad- und Fußwegen oder Öffis – Platz einräumen", fordert Duregger. In einigen Städten, allen voran Wien, Innsbruck und Bregenz, greift bereits ein Großteil der Bewohner auf nachhaltige Verkehrsmittel zurück. Aufholbedarf gäbe es jedoch in allen Landeshauptstädten. Dabei richtet sich der Appell der Umweltschützer klar an die Politik, die verantwortlich ist, Infrastruktur für die Verkehrswende zu schaffen und individuelle Anreize zu setzen.
"Nur wenn klimafreundliche Verkehrsmittel auch schnell, günstig, bequem und verlässlich sind, wird das Angebot von der breiten Bevölkerung angenommen und haben wir die Chance auf eine echte Verkehrswende", fasst Duregger zusammen. "Es bleibt in den Landeshauptstädten viel zu tun. Vor allem Radwege, Fußgängerzonen, Tempo-30 Straßen und das Car-Sharing-Angebot müssen noch deutlich ausgebaut werden, damit die Verkehrswende Realität wird." (as)
www.greenpeace.org
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