Die Schultz Gruppe, im Besitz der Geschwister Heinrich, Martha und Georg Schultz, ist der größte private Seilbahnbetreiber in Österreich. Das Portfolio des Familienunternehmens umfasst unter anderem mehrere Skigebiete, Resorts und Hotels wie beispielsweise Großglockner Kals Matrei, das Skizentrum Sillian Hochpustertal, Hochzillertal Kaltenbach, das Gradonna Mountain Resort und die Dolomitenresidenz sowie die Luxus-Hütten Adler Lounge, Kristall- und Wedelhütte.
LEADERSNET hat Martha Schultz, Geschäftsführerin der Schultz Gruppe und Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer Österreich, zum Interview gebeten.
LEADERSNET: Als großer privater Skiresorts-Betreiber haben Sie sich sicher umfassend Gedanken über die Corona-Krise gemacht. Wie hat die Katastrophe Ischgl für Sie geendet? Wie gingen Sie mit dem abrupten Saisonende um? Haben Sie rückblickend die richtigen Maßnahmen zum richtigen Zeitpunkt veranlasst?
Schultz: Insgesamt muss man sagen: Die Corona-Krise hat uns alle vor noch nie gesehene Herausforderungen gestellt, die noch nicht ausgestanden sind. Jetzt müssen wir gemeinsam alles daran setzen, unsere Betriebe zu stärken, den Wirtschaftskreislauf in Schwung zu bringen und alles zu tun, damit eine zweite Welle – und die damit verbundenen Konsequenzen – verhindert werden. Die noch nie da gewesene Pandemie war und ist für alle Beteiligten eine vollkommen neue Herausforderungen und ein permanenter Lern-Prozess. Nicht zuletzt deshalb haben wir uns für ein von der Bundesregierung unterstütztes Corona-Testprogramm für Tourismus-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter eingesetzt.
LEADERSNET: Welches Zeugnis stellen Sie den Verantwortlichen in Ischgl aus? Was hätten Sie an deren Stelle anders gemacht?
Schultz: Wir sind nicht in der Schule, wo Noten vergeben werden. Daher maße ich mir auch nicht an, ein Zeugnis auszustellen. Das überlasse ich der eingesetzten Untersuchungskommission. Die Einschätzung obliegt den unabhängigen Experten. Das Land Tirol hat mit dem Aufsetzen der Untersuchungskommission richtig reagiert, auf Basis der Ergebnisse kann man über mögliches Verbesserungspotenzial diskutieren.
LEADERSNET: Sie sind mitten in den Vorbereitungen für 2020/21. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die kommende Wintersaison, wird es überhaupt eine geben?
Schultz: Eines ist ganz klar: Wir haben Verantwortung unseren Gästen und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gegenüber. Der Tourismusstandort Österreich hat immer schon mit hoher Sicherheit gepunktet – und auf dieser Stärke wollen wir aufbauen. Umso wichtiger ist daher die klare Kommunikation der gemeinsamen Regeln. Initiativen wir sichere-gastfreundschaft.at und die Testungsinitiative "Sichere Gastfreundschaft" sind hier ganz wichtige Eckpunkte.
LEADERSNET: Viele Touristen kommen extra wegen dem Après-Ski nach Österreich. Wie sieht Après-Ski 2.0 aus?
Schultz: Dafür gelten die gleichen Vorgaben wie für alle unsere anderen Tourismusangebote und Serviceleistungen für den Gast: Mit Hausverstand und unter Einhaltung aller gebotenen Sicherheitsvorgaben.
LEADERSNET: Wird das Feiern zukünftig überhaupt hinten angestellt?
Schultz: Wie gesagt: Sicherheit geht vor. Wir werden jedenfalls bemüht sein, unseren Gästen ein sicheres und schönes Urlaubserlebnis zu bieten
LEADERSNET: In den vergangenen Jahren stand der Kapazitäts-Gedanke bei allen Winter-Touristikern ganz oben. Wie wird sich der Ausbau der Hochleistungsbahnen weiter gestalten?
Schultz: Wir setzen uns intensiv mit den Kundenwünschen auseinander. Das Gästefeedback kurz zusammengefasst: Die Beförderungen sollen sicher, komfortabel und rasch ohne lästige Anstehzeiten funktionieren. Daran orientieren wir uns.
LEADERSNET: Sind Beschränkungen der Beförderungsanzahl geplant? Steht die Rückkehr der guten alten Schlepplifte bevor?
Schultz: Die Seilbahnunternehmen haben ein sehr umfangreiches Hygienekonzept mit zahlreichen Aushängen und begleitenden Informationsunterlagen erstellt. Von den rund 2.700 Anlagen in Österreich sind rund 1.600 Schlepplifte und rund 700 Sessellifte, das heißt offene Fahrbetriebsmittel. Bei den verbleibenden rund 400 geschlossenen Fahrbetriebsmitteln ist aber eine durchgehende Belüftung der Kabinen während des Betriebes gewährleistet, außerdem beträgt die Beförderungszeit in den meisten Fällen deutlich unter zehn Minuten, das heißt die von Experten als kritische Zeit von 15 Kontaktminuten wird nicht erreicht.
LEADERSNET: Man hört, dass viele dem Geschäft mit dem Tourismus den Rücken kehren wollen, ist Hotelier heutzutage kein Traumberuf mehr ?
Schultz: Aus meiner Sicht ist und bleibt es (m)ein Traumberuf auch, wenn die Rahmenbedingungen uns gerade vor harte Herausforderungen stellen. Wir Hoteliers arbeiten mit Herzblut und gerade jetzt mit vollstem Engagement. Das macht für mich diese tolle Branche aus, darauf bin ich stolz. Und deshalb bin ich auch überzeugt, dass wir so rasch wie möglich wieder an Fahrt gewinnen können.
LEADERSNET: Rechnen Sie mit einem neuerlichen Lockdown? Wie bereiten Sie sich auf dieses Worst-Case-Szenario vor?
Schultz: Wir alle hoffen natürlich, dass es nicht dazu kommen wird. Mit frühzeitiger, umfassender Information und der Einhaltung aller Sicherheitsvorgaben sollte es uns auch gelingen, einen neuerlichen Lockdown wie im Frühjahr zu verhindern. (jw)
www.schultz-ski.at
Impressionen von den Hütten der Schultz-Gruppe finden Sie in unseren Galerien.