Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Kurz,
Sehr geehrter Herr Finanzminister Blümel,
Sehr geehrte Frau Bundesministerin Schramböck,
Ohne Uns x Kein Event
Eine ganze Branche kämpft ums Überleben. Das Wesen unserer Branche ist es, Erlebnisse zu schaffen, unvergessliche Momente zu kreieren und eine Bühne für unsere Kunden interdisziplinär zu komponieren. Unsere Arbeit verläuft still, unsichtbar und fast heimlich, im Vorfeld und hinter den Kulissen. Wir schaffen den Stimmen unserer Kunden einen Rahmen und ein Fundament, das wirkt, und nachwirkt. Wir selbst haben keine Stimme. Und keine Vertretung.
Wer wir sind:
Die Initiativen Ohne uns x Kein Event stehen für die gesamte Event-, Live Marketing- und Unterhaltungsbranche Österreichs. Wir sind 140.000 Menschen, die im Veranstaltungssektor arbeiten, jährlich eine Wertschöpfung von 8,9 Milliarden Euro generieren und somit 3% des österreichischen BIP erwirtschaften (Quelle IHS Studie 2017).
Zu uns gehören u. a. Agenturen und Unternehmen aus folgenden Bereichen:
Event und Live Marketing, Event Produktion, Veranstaltungstechnik – inkl. freier Tonund Lichttechniker, Mietmöbel, Eventdesign, Einladungsmanagement, EventFloristen, Dekorateure, Veranstaltungsausstatter, Musiker und DJs, Moderatoren, darstellende Künstler aller Disziplinen, Kleinkünstler, Catering, Service-Mitarbeiter, Leihpersonalfirmen für Veranstaltungen, Digitale Projektionskünstler, Zeltvermieter, Locationbetreiber und -vermieter, Pflanzenvermieter, Planzeichner, Fotografen, Filmemacher, Wedding Planer, Druckereien, u.v.m.
Unsere Situation: First Out – Last In
• Wir waren die Ersten, die aus dem System herausgenommen wurden und werden die Letzten sein, die wieder arbeiten dürfen.
• Wir haben in jedem Fall ein halbes Jahr "Berufsverbot", von März bis (mindestens) August 2020.
• Wir sind seit März mit 100-prozentigen Ausfällen konfrontiert und haben dabei keine Chance auf Stornozahlungen.
• Die Buchungslage reflektiert zumindest bis Dezember 2020 einen Umsatzverlust von 100 Prozent.
• Wir haben aufgrund der Null-Perspektive und der Verunsicherung unserer Kunden aktuell und bis auf weiteres keine Chance, New Business zu generieren.
• Wir haben aufgrund unserer Niederlassungen, Ateliers, Werkstätten, Lager, Fuhrparks, IT Systemen, Technik, Locations, Versicherungen, Personal ein sehr hohes Aufkommen an Fixkosten, das einem Null-Umsatz gegenübersteht.
• Der Härtefallfonds, die Corona-Hilfs-Fonds sowie Fixkostenzuschüsse gelten nur bis Mitte Juni, die Kurzarbeit bis September. Das mag ausreichend sein für Unternehmen, die ab Anfang Mai wieder ihre Arbeit aufnehmen können, ist aber definitiv keine Option für eine ganze Branche, der derzeit keine Perspektive gegeben wird und die daher einem 100-prozentigen Umsatzausfall entgegenblickt.
Was wir brauchen um zu überleben:
1. Die Ausweitung der Kurzarbeitsregelungen für unsere Branche, bis wir unsere Arbeit wieder zu 100 Prozent aufnehmen dürfen.
2. Die Ausweitung des Corona-Hilfsfonds und der Fixkostenzuschüsse, bis wir unsere Arbeit wieder zu 100 Prozent aufnehmen dürfen. D. h. eine Unterstützungszusage für den vollen Zeitraum, bis Projekte und Budgets wieder umgesetzt und abgerechnet werden können. Umsätze/Eingänge von bereits getätigten Leistungen vor 16. März 2020, inkl. etwaiger Abschlagszahlungen für konzeptive und vorbereitende Tätigkeiten stornierter Veranstaltungen, sowie Vorarbeiten für Veranstaltungen nach Wiederöffnung (Stichtag nach finalem Erlass festzusetzen) werden nicht als Bewertungsbasis für Hilfszahlungen und Zuschüsse herangezogen bzw. gegengerechnet.
3. Einen staatlich getragenen "künstlichen Tiefschlaf" unserer Branche, da wir
auch nach Aufhebung der Maßnahmen eine lange Vorlaufzeit haben, bis wir
unsere Leistungen wieder umsetzen können. So werden unsere Fixkosten
maximal reduziert, um unsere Liquidität zu halten und unseren Neustart bzw.
unser Überleben zu sichern.
4. Einen kurzfristigen Runden Tisch mit Vertretern der Behörden und Politik, sowie unserer Branche – inkl. Repräsentanten der dieses Schreiben zeichnenden Initiativen. An diesem wird für unsere Branche sowie für die österreichische Bevölkerung und somit für unsere Kunden, Gäste und Teilnehmer (aus In- und Ausland) erarbeitet, wie und wann eine Wiederöffnung und ein Neustart der Veranstaltungswelt stattfinden kann. Unter Einhaltung aller notwendigen Maßnahmen genauso wie mit dem Ziel, die Totalschäden unserer Branche möglichst gering zu halten.
Wir wollen an die Zukunft anschlussfähig überleben, damit wir weiterhin unseren Wertschöpfungsbeitrag von jährlich fast 9 Milliarden Euro für Österreich leisten können. Und weil unsere Branche mehr denn je wesentlicher Raum und Hebel für Begegnung, Austausch, gemeinsame Wirkungskraft und Zuversicht sein wird. Und ein wesentliches Signal dafür, dass es nicht mehr nur ums Überleben, sondern auch wieder ums Leben geht.
Wir freuen uns auf die Gespräche mit Ihnen.
Hochachtungsvoll,
Maryam Yeganehfar (in Vertretung für die Initiative "Kein Event")
Philipp Cejnek und Katharina Zehender in Vertretung für die Initiative "Ohne Uns"
www.keinevent.at
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