Am Freitag wurde im Rabenhof Theater in Wien der Datenschutz-Negativpreis "Big Brother Award" in insgesamt fünf Kategorien verliehen. In der Kategorie "Kommunikation und Marketing" siegte der Jö Bonusclub, das Kundenbindungsprogramm von Rewe.
Wenn alle Kundentransaktionen von Billa, Billa Reisen, Bipa, Merkur, ADEG, Penny Markt, Libro, Pagro Diskont, OMV-Tankstellen, Interio, BAWAG PSK, Zgonc zusammen ausgewertet werden können, seien dem Profiling Tür und Tor geöffnet, so die Begründung der Jury. Für alle, die sich diesem Diktat nicht unterwerfen wollen, werde es immer schwieriger, einkaufen zu können, ohne ein Geschäft dieses Clubs betreten zu müssen.
Post ermittelte Parteiaffinität der Kunden
In der Kategorie "Business und Finanzen" ging der Preis an die Post. Diese hatte mittels eines Algorithmus die Parteiaffinität ihrer Kunden ermittelt und diese Daten dann an wahlwerbende Parteien verkauft. Die Datenschutzbehörde ordnete nach dem Bekanntwerden dieser Praxis an, diese mit sofortiger Wirkung zu unterlassen und die Daten zu löschen. Eine Maßnahme, die die Post selbst vorher bereits angekündigt hatte.
Seebad Weiden am See siegt dank Handvenenscanner
In der Kategorie "Politik" wurden der Digitale Ausweiszwang und die SIM-Karten-Registrierung der gescheiterten türkis-blauen Regierung zum Gewinner erkoren. Die ÖVP-FPÖ-Regierung wollte ab 2020 eine verpflichtende Identitätsfeststellung beim Posten in Onlineforen einführen. Bevor das Gesetzt jedoch beschlossen werden konnte, sorgte der Ibiza-Skandal für das Aus der Regierung. Die SIM-Karten-Registrierung wurde hingegen umgesetzt. Seit 1. September 2019 müssen alle österreichischen SIM-Karten registriert sein, da sie sonst nicht mehr aufgeladen werden können.
Bei "Behörden und Verwaltung" gewann die Hochsicherheits-Technologie des Seebads Weiden am See, bei der Jahreskartenbesitzer und die Ortsbevölkerung, die gratis Zutritt zum Bad hat, mittels Handvenenscanner identifiziert werden. Die Big Brother Award-Jury warnt davor, dass sensible biometrische Daten bis auf Widerruf gespeichert werden und dadurch die Privatsphäre gefährdet sei.
Microsoft mit "weltweitem Datenhunger"
In der Kategorie "Weltweiter Datenhunger" ließ der IT-Gigant Microsoft die Konkurrenz hinter sich. Wer seine Sprach- und Videoanrufe mit dem Skype Translator übersetzen lässt, muss nämlich damit rechnen, dass nicht nur die Gesprächspartner, sondern auch Microsoft-Mitarbeiter zuhören, da bestimmte Skype-Gespräche von ihnen abgehört und analysiert werden. (as)
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