Digitalisierung, Klimawandel, Handelskonflikte und politische Unsicherheiten: Die Wirtschaftsstandorte stehen weltweit vor großen Herausforderungen – Österreich ist da keine Ausnahme. Wie geht es heimischen Unternehmen in diesem Umfeld? Wie reagieren sie auf aktuelle Veränderungen?
Dazu befragte das Marktforschungsinstitut Sora im Auftrag von Deloitt, im Rahmen der repräsentativen Studie "Am Puls: Deloitte Unternehmensmonitor 2019", über 600 Unternehmensvertreter in leitender Funktion. "Insgesamt sind die Einstellungen der österreichischen Unternehmen von Zuversicht und dem Blick über das eigene Unternehmen hinaus geprägt. Das macht sie zu einem teils noch unterschätzten Bündnispartner für Politik und Gesellschaft, wenn es um mutige und langfristige Gestaltung geht", fasst Christoph Hofinger, Geschäftsführer von Sora, die Umfrageergebnisse zusammen.
Senkung der Lohnnebenkosten ist Top-Priorität
In der Befragung wurden den heimischen Führungskräften zahlreiche Reformvorschläge vorgelegt. Das Ergebnis: Im direkten Vergleich sind die Maßnahmen zur Verringerung der Abgabenquote mit großem Abstand am wichtigsten. Vor allem die Senkung der Lohnnebenkosten ist mit 94 Prozent die Top-Priorität. Für eine Durchsetzung dieser Maßnahme würden die Unternehmen auch Steuererhöhungen in anderen Bereichen in Kauf nehmen. Eine Ökologisierung des Steuersystems finden in diesem Fall zwei Drittel wichtig.
Fragt man die Führungspersonen, wie sie die durch eine Steuersenkung freiwerdenden Mittel einsetzen würden, so zeigt sich ein interessantes Bild: 87 Prozent der Befragten würden wieder in den eigenen Betrieb investieren, etwa in Anlagen und Ausrüstung. 84 Prozent würden auf die Qualifizierung von Mitarbeitern setzen.
"Wirtschaft und Umwelt sind untrennbar miteinander verknüpft. Die Unternehmen wissen, dass Klimaschutz schlussendlich auch wirtschaftlich sinnvoll ist. Sie sind bereit, zukunftsgerichtete Maßnahmen mit gesamtgesellschaftlichem Mehrwert mitzutragen – wenn sie dafür an anderer Stelle entlastet werden. Gleichzeitig zeigt sich: Jede Steuersenkung würde zu einem großen Teil wieder Investitionen auslösen und damit den Standort stärken", analysiert Bernhard Gröhs, CEO von Deloitte Österreich.
Sorge wegen Klimawandel, Optimismus bei Digitalisierung
Der starke Zusammenhang von Wirtschaft und Umwelt zeigt sich auch beim Blick in die Zukunft. So werden klimawandelbedingte Entwicklungen im Energiebereich zunehmend spürbar. Jedes zweite Unternehmen zeigt sich in der Studie über Auswirkungen des Klimawandels besorgt, jedes dritte bangt um eine sicherere und leistbare Energieversorgung. Insgesamt überwiegt jedoch der Optimismus: Zwei von drei Befragten sind hinsichtlich der Umsatz- und Gewinnentwicklung der nächsten Jahre trotz allem zuversichtlich.
Auch die Digitalisierung der Arbeitswelt wird überwiegend positiv gesehen. Entwicklungen im Bereich der digitalen Kundenkommunikation und Automatisierung innerbetrieblicher Abläufe sind für viele Unternehmen relevant. Laut Karin Mair, Partnerin bei Deloitte Österreich, gibt es dennoch Handlungsbedarf: "Die Digitalisierung ist in den Unternehmen grundsätzlich angekommen. Aber spezialisierte Digitalisierungsbereiche wie neue Datenanalysemethoden, Robotik oder Produktionsindividualisierung spielen derzeit noch eine untergeordnete Rolle. Da schlummert großes Potenzial für Innovation und Kostenersparnis."
Fachkräftemarkt: Unternehmen zeigen Initiative
Beim Thema Fachkräfte zeigt die Studie ein differenziertes Bild. Die generalisierende Klage über den breitflächigen Fachkräftemangel greift demnach zu kurz. Vielmehr ist einerseits eine Zunahme der Nachfrage nach überfachlichen Kompetenzen spürbar. Andererseits nehmen demografisch bedingte regionale Unterversorgungen zu.
"Der sogenannte Fachkräftemangel ist vor allem eine regionale Herausforderung und eigentlich eher ein Fachkräftewettbewerb zwischen Regionen und Betrieben. Neben bildungspolitischen Maßnahmen sind hier klare Impulse zur Regionalentwicklung nötig", erklärt Bernhard Gröhs. Die Wirtschaft gehe die Herausforderungen ihrerseits bereits aktiv an. "Die Unternehmen setzen vor allem auf innerbetriebliche Aus- und Weiterbildung. Über 80 Prozent sind zuversichtlich, mit geeigneten Maßnahmen den eigenen Fachkräftebedarf in den nächsten Jahren decken zu können", so Karin Mair abschließend. (as)
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