Die Universität Gent hat gemeinsam mit der Sicherheitsfirma Kaspersky ein Experiment durchgeführt, dass zu einem überraschenden Ergebnis geführt: Ein Roboter wurde vor der Tür eines Technologieunternehmens in Belgien platziert. Da er die erforderliche Zugangskarte nicht hatte, bat er Mitarbeiter um Einlass. Tatsächlich gewährten im 40 Prozent dieser Mitarbeiter Zutritt.
Bei einer zweiten Variante des Experiments, das noch absurder wirkt, war die Erfolgsquote für den Roboter sogar noch höher. In diesem Fall tauchte der Roboter zur Mittagszeit mit einer Pizzaschachtel eines bekannten Zulieferers bei der Firma auf. Nahezu alle der 50 Personen der Testgruppe, die über das Experiment nicht informiert worden waren, ließen den Android ohne Zutrittskarte in den gesicherten Bereich – obwohl das Protokoll der Firma vorsieht, dass Personen ohne funktionierende Sicherheitskarte ausnahmslos abgewiesen werden müssen.
Zu vertrauensselig gegenüber Technologie
"Wir sind gegenüber Technologie zu vertrauensselig, umso mehr wenn sie wie im Fall des Roboters menschenähnlich verpackt ist und mit uns kommuniziert", erklärt Studienleiter Tony Belpaeme, Professor für KI und Robotik an der Universität Gent, gegenüber der futurezone. Dass Menschen sympathisch wirkenden Robotern praktisch blind vertrauen, führt Belpaeme darauf zurück, dass der Mensch ein soziales Wesen sei und durch die stattfindende Kommunikation leichter hinters Licht geführt werden könne.
Belpaemes Schlussfolgerungen werden durch ein zweites Experiment untermauert. Hier wurden Testpersonen in ein harmlos und unverbindlich wirkendes Gespräch mit dem Roboter verwickelt. Dabei kitzelte er jedoch persönliche Informationen, wie Geburtsdatum, die Lieblingsfarbe, den Namen des Haustiers oder den Markennamen des ersten eigenen Autos aus den Testpersonen.
Derartige Informationen sind insofern heikel, weil sie etwa zum Zurücksetzen von Passwörtern von Fremden missbraucht werden können. Mit Ausnahme einer Person gelang es dem Roboter so im Schnitt fünf sensible Informationen in fünf Minuten herauszufinden.
Gutmütig und vertrauenswürdig
"Es hat mich wirklich überrascht, wie wenig Leute über Roboter wissen. Sie gehen davon aus, dass sie gutmütig und vertrauenswürdig sind. Vor allem aber glauben sie, dass sie geschlossene Systeme sind", zitiert futurezone den Studienleiter. "Dabei ist ein moderner Roboter natürlich vernetzt und über das Internet mit der Cloud verbunden. Er hat auch einen Besitzer bzw. eine Firma, die den Roboter steuert, ihm Befehle gibt und natürlich Zugang zu allen gesammelten Daten hat – sei es jetzt persönlicher Natur oder im Hochsicherheitstrakt einer Firma." (as)
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