dm nimmt Studenten-Erfinder von Schnelltest für K.O.-Tropfen unter Vertrag

Präventive Innovation von Start-up "Xantus" ist sofortiger Verkaufshit – nur die Eventbranche ziert sich noch.

Alles begann im Sommer 2018 auf einem kleinen Stadtfest in Deutschland, auf dem die 24-jährige Studentin Kim Eisenmann wie viele andere Leute aller Altergruppen eine unbeschwerte Zeit verbrachte. Am nächsten Tag dann das böse Erwachen: eine 17-jährige Freundin wachte nackt und ohne Erinnerungen an die Geschehnisse der letzten Nacht und Stunden in einem Park auf – sie war das Opfer von Gamma-Hydroxy-Butyrat (GHB) in der Partyszene auch Liquid Ecstasy genannt, geworden: ein gängiges Mittel für K.O.-Tropfen.

Immer wieder hört man Gruselgeschichten, in denen ein unachtsamer Moment und der Konsum eines gepanschten Drinks ein schreckliches Nachspiel nach sich ziehen. Besonders junge Frauen fürchten nicht nur beim Ausgehen in Bars und Diskotheken, sondern auch bei Festivals, Konzerten, WG-Parties und scheinbar harmlosen Feiern aller Art um ihre Sicherheit. Meist denkt man doch, dass es einem selbst nicht passieren werde – auch für Kim Eisenmann war die Bedrohung lange eine weit entfernte – bis es jemanden in ihrem direkten Umfeld traf: "Das war ein Ultra-Schock. Ich war ja auf demselben Stadtfest. Für mich war das ein persönlicher Weckruf, denn man wird den Gedanken nicht los: Es hätte auch mir passieren können", so Eisenmann gegenüber dem deutschen Business Insider.

Dm nimmt Anti-K.O-Tropfen-Armband "Xantus" ins Sortiment

Nach dem Vorfall begann die 25-jährige Wirtschaftsingenieurwesen-Studentin zu recherchieren und stellte schnell fest: Bisher gibt es offenbar noch kein Produkt auf dem Markt, welches K.O.-Tropfen aufspüren kann. So entstand die Idee zum Testarmband Xantus, das inzwischen auch die Drogeriemarktkette dm überzeugt hat und seit dieser Woche in deren Online-Sortiment zu finden ist. Wenn es gut läuft, könnte das Produkt auch bald in den dm-Regalen stehen. "Wir werden die Nachfrage unserer Kunden beobachten und dann entscheiden, ob wir das Produkt auch in unseren dm-Märkten anbieten", sagt dm-Marketingchef Sebastian Bayer.

Das Papier-Armband sieht aus wie ein Festivalbändchen und funktioniert ähnlich wie ein Schwangerschafts-Schnelltest: Man gibt etwas Flüssigkeit auf den Teststreifen und wartet zwei Minuten, bis er sich verfärbt. Ist der Streifen blau, dann sind K.O.-Tropfen im Getränk. Bleibt er weiß, ist der Test negativ.

© Xantus

Testarmband leistet Präventionsarbeit

Über 50 Drinks hat Eisenmann zusammen mit ihrem Mitgründer Sven Häuser von einem Forscherteam testen lassen. Caipirinha, Jackie Cola, Wodka-O und Rotwein – bei allen funktioniert der Test nach Angaben des Startups. Dennoch steht auf der Packung des Produkts gleich zwei Mal: Einen 100-prozentigen Schutz gibt es nicht. Ein paar Tropfen der farblosen, geschmacksneutralen Flüssigkeit reichen aus, um das Opfer zu betäuben. In der Regel tritt die Wirkung nach 15 bis 30 Minuten ein.

Mit Xantus will Eisenmann vor allem Frauen mehr Sicherheit geben. "Unser Ziel ist, dass das Armband bald in jeder Handtasche ist", sagt sie. Es solle so selbstverständlich werden wie ein Kondom. Der Gründerin gehe es dabei auch um Prävention. Über die Testfunktion hinaus soll das Armband der Trägerin auch als Erinnerung dienen und eine abschreckende Wirkung auf Täter haben.

Eventbranche zögert bei Kooperation aus Angst um Ruf

Doch genau diese Signalwirkung wird beim Vertrieb des Armbands zum Problem — zumindest abseits der Drogeriemärkte von dm. "Wir haben mit mehr als 80 Clubbesitzern gesprochen und jeder sagt das gleiche: Wenn ich euer Produkt bei mir verkaufe, dann heißt es ja, dass es bei mir K.O.-Tropfen gibt", sagt Eisenmann. Sie hoffe daher, dass Xantus irgendwann so bekannt ist, dass ihr Erfolg die Eventbranche unter Druck setzt. Wenn es ihr gelingt, ein Umdenken herbeizuführen, wäre der Markt riesig. Allein in Deutschland werden jedes Jahr Millionen von Festivalbändchen ausgegeben, in die sich der Teststreifen integrieren ließe.

Das Armband ist direkt über Xantus oder den Online-Shop von dm – bisher allerdings nur in Deutschland – erhältlich. Über einen Verkaufsstart in Österreich ist aktuell noch nichts bekannt.

www.xantus-drinkcheck.de

www.dm.de

© Xantus

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