Auf der Welt-Internet-Konferenz in Wuzhen stellte die chinesische Nachrichtenagentur Xinhua einen neuen virtuellen Nachrichtensprecher vor. Der dem dem internationalen Publikum vorgestellte digitale News-Anchor wurde dem realen Xinhua-Sprecher Zhang Zhao in Aussehen und Stimme nachempfunden und besitzt die Fähigkeit zu lebensnahen Gesichtsausdrücken. Dies lernt der neue virtuelle Nachrichtenmoderator mithilfe einer künstlichen Intelligenz von Videos, in denen sein Vorbild Zhao zu sehen ist.
Laut Xinhua ist der große Vorteil des neuen KI-Anchors, dass er 24 Stunden pro Tag arbeiten könne, dementsprechend würden die Kosten der Nachrichtenproduktion reduziert. Dienstantritt Sprechers mit übermenschlichem Durchhaltevermögen ist ab sofort, die KI selbst verspricht Zusehern in ihrem Vorstellungsvideo, dass sie "unermüdlich daran arbeiten werde, Seher mit brandneuen Nachrichten zu versorgen, die in ihr System eingegeben werden".
KI-Sprecher steckt noch in "Uncanny Valley"
Xinhua stellte tatsächlich gleich zwei KI-Sprecher mit unterschiedlichem Erscheinungsbild ein, Zhaos Ebenbild für Newsbeiträge in Englischer Sprache und einen virtuellen Kollegen der die Berichterstattung in Mandarin übernimmt. Auch er ist dem realen Vorbild eines Xinhua-Anchors nachempfunden und soll ab sofort nonstop seinen Dienst auf der Website und den Social Media-Kanälen der Nachrichtenagentur verrichten. Xinhua meint, dass die KI-Sprecher ihre Nachrichtentexte "so natürlich und flüssig wie ihre echten Vorbilder" verlesen.
Die Performance von Zhao's KI-Klon stecke noch im "uncanny valley" fest, urteilt Michael Wooldridge, Professor für Informatik an der Oxford University gegenüber der BBC. Der Begriff "uncanny valley" wird in der IT-Branche zur Beschreibung von humanoiden Robotern und Avataren verwendet, die auf unterschwellige Weise unrealistisch wirken. Tatsächlich liefert Die Xinhua-KI noch eine eher monotone und hölzerne Performance ab, von "natürlichem" Auftreten kann (noch) keine Rede sein.
Kein überzeugender Ersatz für menschliche Moderatoren
Noch scheinen die Nachrichtensprecher der Welt also ruhig schlafen zu können, ein Bangen um den Verlust ihrer Arbeitsplätze um günstigere KI-Kollegen im 24-Stunden-Dienst wäre unbegründet. Wooldridge strich vor allem die Wichtigkeit des menschlichen Aspekts bei Moderatoren und News-Anchorwomen und -Anchormen hervor. "Menschliche Nachrichtensprecher haben traditionell die Position von Personen des öffentlichen Interesses, denen in hohem Maße Vertrauen entgegegebracht wird", so der Professor. Eine Animation könne die Verbindung zum Seher nicht auf dieselbe Art und Weise aufbauen, geschweige denn halten, erklärt er.
Das KI-Projekt von Xinhua, das in Zusammenarbeit mit der Suchmaschine Sougu entwickelt und realisiert wurde, überzeugt Experten und Seher also noch nicht. Noel Sharkey, Professor für Artifcial Intelligence und Robotics an der Unversity of Sheffield, nennt den virtuellen Nachrichtensprecher "einen guten ersten Versuch", den man mit der Zeit verbessern würde. "Das Problem dabei ist, dass es sehr langweilig anzusehen sein könnte". (rb)
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