Die Telekommunikationsbehörde RTR hat die wirtschaftliche und gesellschaftlichen Bedeutung österreichischen Angebote auf YouTube vom Institut für Medienwirtschaft an der FH St. Pölten untersuchen lassen und dazu eine Studie vorgelegt. Studienautor Andreas Gebesmair stellte zentralen Ergebnisse der Untersuchung jetzt vor, die die RTR-GmbH unter dem Titel „Die wirtschaftliche und gesellschaftliche Bedeutung von YouTube-Channels in Österreich“ veröffentlichte. Damit soll die Informationsoffensive zum Themenbereich YouTube fortgesetzt werden, die von der RTR und der Medienbehörde KommAustria im April mit der Veranstaltung „Dos and Don'ts auf YouTube“ gestartet wurde.
Produktplatzierungen als zusätzliches Einkommen
Laut der Studie sind nur 14 Prozent der österreichischen YouTube-Channels Unternehmen zuzuordnen, während 78 Prozent des Angebotes von Einzelpersonen, zwei Personen oder Gruppen gestaltet werden. Dabei sind auf 84 Prozent der Channels Eigenproduktionen zu sehen, aber auf 16 Prozent der Channels auch Inhalte Dritter. „Die damit verbundenen urheberrechtlichen Problematiken versucht YouTube bereits mit verschiedenen Maßnahmen aktiv in den Griff zu bekommen“, so Gebesmair.
In wirtschaftlicher Hinsicht sei das Betreiben eines YouTube-Channels noch in wenigen Fällen wirklich lohnenswert. Während YouTube zur finanziellen Beteiligung der Channel-Betreiber an der Einblendung von Werbespots nur sehr allgemeine Informationen preisgibt, konnte die FH St. Pölten aus Interviews mit Mediaplanern, der Medienindustrie wie auch mit YouTubern ableiten, dass nur für 44 der 100 Channels ein existenzsicherndes monatliches Einkommen von über 1.000 bis 2.500 Euro angenommen werden kann. Nur sechs davon dürften den Schätzungen zufolge allerdings monatlich deutlich mehr als 10.000 Euro verdienen. 46 Prozent der untersuchten Channels verdienen zusätzlich mit Affiliate Marketing und 33 Prozent mit Produktplatzierungen Geld. Problematisch: 54 der 100 meistgesehenen Videos österreichischer YouTuber enthalten laut Studie eindeutig Produktplatzierungen, aber nur in neun Videos wird darauf auch hingewiesen.
Kaum gesellschaftspolitische Themen
Ernüchternd fällt das Fazit der Studie über den Beitrag der YouTube-Angebote zur Meinungsvielfalt aus. So seien die Top 100 Channels in Österreich ganz überwiegend in die unterhaltungs- und konsumorientierten Kategorien Gaming, Entertainment, Music, People & Blogs sowie HowTo & Style einzuordnen. Gesellschaftspolitische Themen finden sich kaum und ein sprachlicher oder inhaltlicher Bezug zu Österreich oder seiner Regionen existiert praktisch nicht. Der Beitrag der Channels zur Identitätsbildung sei entsprechend zu vernachlässigen. (as)
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