Ein kluger Kopf hat einmal gesagt: „Den Grad der Zivilisation einer Gesellschaft erkennt man daran, wie sie ihre Frauen behandelt.“ Es ist nicht wichtig, ob das ein Mann oder eine Frau gesagt hat. Es ist auch nicht wichtig, wann oder wo dieser Satz das erste Mal fiel. Wichtig ist: Er stimmt – auch und gerade in Unternehmen.
Es ist heuer 60 Jahre her, dass meine Eltern – Maria und Josef Falkensteiner – in Ehrenburg in Südtirol den Grundstein der heute 33 Hotels umfassenden Falkensteiner-Gruppe legten. Mit einer kleinen Pension. Sieben Zimmer – ganz einfach. Aber unendlich viel Arbeit. Gutes Gastgeben galt lange – historisch bedingt – als „weibliche“ Qualität. Weil es meist die Frauen waren, die kleinere Betriebe am Land führten: Meine Mutter begann ab vier Uhr Früh mit den Frühstücksvorbereitungen und bügelte bis nach Mitternacht Bettwäsche.
Als Kind hinterfragt man so etwas nicht. Aber es hat mich geprägt: Ich will nicht, dass in einem Unternehmen, das meinen Namen trägt, Frauen heute so arbeiten wie meine Mutter einst. Das ist einer der Werte, für die ich stehe – und die in den Hotels gelebt werden: In der Hotellerie direkt am Gast oder unsichtbar zu arbeiten ist hart. Dennoch muss es möglich sein, Beruf und Familie unter einen Hut zu bringen.
Bei uns sind von rund 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern 55 Prozent Frauen – also etwa 1.100. Und ich bin stolz, dass sich diese Quote nicht mehr „klassisch“ so aufteilt, dass an der Basis nur Frauen und an der Spitze nur Männer sind: Von unseren 33 Hotels wird heute gut ein Drittel von Frauen geführt. Rechnet man die Führungsstäbe der Häuser dazu, liegen wir bei und über 50 Prozent: Gutes Gastgeben ist bei uns auch heute weiblich – und zwar auf Augenhöhe. Darauf bin ich – als Mann, als Vater, als Unternehmer - stolz. Ich bin zufrieden. Für den Moment. Aber hoffentlich nie selbstzufrieden: Es gibt immer Luft nach oben. Man muss und soll sich ständig selbst überprüfen und in Frage stellen – und verbessern.
Dennoch darf man nicht vergessen, wie alles begonnen hat, wo wir herkommen: Ich bin unendlich stolz auf das, was meine Eltern geleistet haben. Ohne die Begeisterung und den Einsatz meiner Mutter wären wir nicht, wo wir heute sind. Aber es geht auch um die Rahmenbedingungen: Das, was vor 60 Jahren für meine Mutter als normal galt, ist heute ein No-Go. Das ist gut so – und auch darauf bin ich stolz.
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