Billa hat die erste Prototyp-Filiale, die alle Elemente der Barrierefreiheit vereint, in Wien Simmering eröffnet. Das System soll später auf andere Filialen ausgerollt werden. "Wir haben das vergangene Jahr dazu genutzt, unser Disability Management weiter zu professionalisieren und die Chancengleichheit intern wie extern voran zu treiben. Das beginnt mit der Bewusstseinsbildung in den eigenen Reihen, auch durch verstärkte Integration. Daher freut mich besonders, dass es gelungen ist, den Anteil von Menschen mit Behinderung in unserer Belegschaft zu erhöhen – auf rund 400 Mitarbeiter und damit rund 1% der gesamten Belegschaft. Das möchten wir sukzessive weiter ausbauen. Was die bauliche Barrierefreiheit betrifft sind neu errichtete Standorte seit 2008 immer barrierefrei, alle übrigen wurden evaluiert und entsprechend den jeweiligen Gegebenheiten adaptiert, häufig in enger Kooperation mit den Behörden aber auch mit Betroffenen und Verbänden. Das ist für mich gelebte Innovation, orientiert an den Bedürfnissen behinderter Menschen, die immerhin 15 Prozent der Bevölkerung ausmachen, aber auch der stark wachsenden Kundengruppe älterer Menschen“, fasst Frank Hensel, Vorstandsvorsitzender der REWE International AG die Beweggründe zusammen.
Im Detail
Herzstück der umgesetzten Maßnahmen ist ein zentraler Info-Point mit barrierefreiem 3D-Lageplan im Eingangsbereich, an dem unter anderem ein Leih-Rollstuhl sowie ein Leih-Rollator verfügbar sind. Dort liegen auch Lupen zum Mitnehmen für die bessere Lesbarkeit der Angaben auf den Produkten auf. Mittels Taste kann das Personal zur Assistenz gerufen werden, zudem steht ein Touchscreen-Zugang zum Onlineshop zur Verfügung – in der Filiale steht auch Click&Collect zur Verfügung.
Für Menschen die ein handelsübliches Hörgerät benutzen, werden in der Feinkost-Abteilung und im Kassenbereich die Stimmen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mittels Induktionsanlage verstärkt. Bei allen Displays (Waagen im Obst & Gemüse-Bereich, der Feinkost und an der Kassa) wurde die Darstellung angepasst, sodass die Farbkombination für sehbehinderte Kundinnen und Kunden deutlich besser lesbar ist (weiß auf schwarzem Hintergrund statt bisher gelb auf rot). Diese Umstellung wird in allen Billa-Filialen in ganz Österreich durchgeführt und stellt laut Expertinnen und Experten eine enorme Erleichterung für sehbehinderte aber auch ältere Konsumenten und Konsumentinnen dar. Sowohl die Obst-und Gemüse-Waage als auch der Flaschenrückgabeautomat und der Gebäckspender wurden niedriger gebaut, sodass sie von Rollstuhlhöhe aus erreichbar sind. An der Kassa sind Bankomat und Display so angebracht, dass sie auch für Kundinnen und Kunden im Rollstuhl gut zu sehen sind. Auch das Einräumen der Waren ist dort nun leichter möglich. Weitere Maßnahmen sind unter anderem Blindenleitlinien, ein behindertengerechtes Kunden-WC oder Klammern an den Einkaufswagen für die Mitnahme von Gehhilfen.
Erfahrungswerte sammeln
„Es gab schon bisher in einzelnen Filialen spezielle Angebote für Menschen mit Behinderung – oft auch auf Initiative der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. So wurde beispielsweise im Vorjahr in der Billa Filiale-Laakirchen in Oberösterreich ein Leihrollstuhl zur Verfügung gestellt, weil Betroffene diesen Wunsch geäußert hatten, um nur ein Beispiel zu nennen. Nun haben wir unsere Erfahrungen mit den Wünschen der Betroffenen zusammengebracht und nach einem intensiven Entwicklungsjahr in der neuen Filiale in Wien Simmering umgesetzt. Neben all den baulichen und elektronischen Lösungen sind aber Kompetenz und Engagement unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort ausschlaggebend – das haben wir im vergangenen Jahr immer wieder bestätigt bekommen. Daher haben wir im Zuge dieses Projekts auch eigene Mitarbeiter-Schulungen entwickelt und durchgeführt. Wir haben bewusst keine einmalige ‚Muster-Filiale‘ gebaut, sondern einen Prototyp, in dem wir nun über die nächsten Monate und Jahre wichtige Erfahrungswerte sammeln werden", so Robert Nagele, Mitglied des Vorstands der Billa AG. (jw)
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