Astrid Zinniel betreibt eine kleine, feine Galerie "Vienna Unique" am Petersplatz 8, neben dem neuen Luxushotel "Rosewood", im Herzen der Wiener Innenstadt. Als Sachverständige für Kunst und Antiquitäten mit Spezialisierung auf Kunsthandwerk von 1890 bis 1930 verfügt sie über eine hervorragende Expertise über die Epochen Jugendstil, Art Deco und Bauhaus. Luxury-News sprach mit der Kunst-Expertin über den aktuellen Markt für Möbel, Tischkultur und Malerei aus diesen Epochen sowie über das Weitergeben bzw. das Vererben von Kunst und Antiquitäten.
Lamella Planter Lemon © Astrid-Zinniel
Luxury Vintage Pieces
Astrid Zinniel: "Im angesprochenen Zeitraum, 1890 bis 1930, gab es drei großartige Kunstepochen. In diesen spielten auch Wiener Künstler und Manufakturen wie die Wiener Werkstätte, Lobmeyr, Augarten sowie ab 1920 das Bauhaus in Dessau eine große, auch international, stilprägende Rolle." Sie selbst liebe die Arbeiten & Objekte von Josef Hoffmann, Mies van der Rohe und bei der modernen Malerei reflektiere sie bevorzugt auf Max Weiler.
"Wir sehen bei Sammlern dieser Kunstwerke und Vintage Pieces aktuell erhebliche Veränderungen in deren Haltung und Kaufnachfrage – und damit auch Chancen", so die Galeristin, "schöne Einzelobjekte oder gar kleine Sammlungen aus den Epochen wechseln zunehmend die Eigentümer. Sei es, weil diese ihren Hausrat verkleinern möchten oder die Stücke vererbt werden."
Chinapoesie, Hans Staudacher, 1959, Öl auf Leinwand 130 x 130 cm © Studio Weber, Klaus-Dieter Weber
Bei ihren exklusiven Kunden handele es sich um die Gruppe von Sammlern, die selbst einen sehr modernen Lebens- und Einrichtungsstil pflegen. Individualisten, die mit ihren häufig sehr gradlinigen und hochwertigen Einrichtungen, etwa mit Möbeln von Minotti, USM Haller Bulthaup, Vitra etc., ihr modernes Wohn- und Arbeitsumfeld mit Vintage Pieces, Antiquitäten oder Bildern kontrastieren.
"Diese Klientel ist vor allem an attraktiven Einzelstücken, wie an einem silbernen Champagner Kühler von Klinkosch oder an einer Kristallglas Vase von Moser, Karlsbad interessiert. Es kann aber auch mal ausgefallen werden: Ich habe einem Kunden als Wandobjekt auch schon einen 1970er Louis Vuitton Reisekoffer verkauft, der ihn täglich, illuminiert von einem Spot, an seine Leidenschaft des Kreuzfahrt-Reisens erinnert. Dieses Objekt erfreut ihn jeden Tag und gleichzeitig erzeugt es Spannung in der oft zu einheitlich wirkenden Wohnungen", erzählt Astrid Zinniel mit spürbarer Begeisterung.
Louis Vuitton Koffer an der Wand © Astrid Zinniel
Diese Symbiose von Moderne und Vintage sind nach Ansicht der Expertin äußerst sexy. "Die alten ikonischen Stücke 'brechen' im positiven Sinne die formale Strenge. Etwa das schieferschwarze Regal einer Bulthaupküche, in das eine Silberkanne von Jarosinski & Vaugoin gestellt und mit einem Micro Spot illuminiert wird. Oder stellen sie sich eine facettenreiche Vintage Kristall-Vase von Lobmeyr auf einem Tulip Table von Knoll oder ein Bild von Staudacher von 1959 über einem USM Haller Sideboard vor. Das Bild wirkt zeitlos und mit seinen positiven Farbtönen gibt es dem Raum einen weicheren Touch und dem Betrachter positive Energie. Und: Es handelt sich um echte Masterpieces von anerkannten Künstlern und Manufakturen“, beschreibt die Galeristin ihre Gefühlswelt.
Generationswechsel und Vererbung
Grundsätzlich befinde sich der Markt in Veränderung, erklärt Astrid Zinniel, vom Sammler, der konsequent mit Antiquitäten lebt, hin zum Käufer von Antiquitäten, der diese als dekorative, authentische und wertvolle Einzelstücke in seiner Wohnung oder Büro inszeniert.
"Die bisherigen Eigentümer von Antiquitäten, Bildern, Silberwaren und übrigens auch Vintage Handtaschen von Louis Vuitton oder Hermes haben ihr Leben lang mit viel Liebe diese Einzelstücke gesammelt und sich an diesen erfreut. Im Falle eines Verkaufs durch die Eigentümer sind diese logischerweise an einem attraktiven Preis interessiert. Bei einer Übertragung an Erben geht es vielen Sammlern vor allem darum, dass die Stücke Freude und Wertschätzung beim erbenden Familienmitglied erzeugen und dass dieses das Erbe nicht als Last empfindet. Ein sensibles Thema", unterstreicht Zinniel die Veränderung am Markt.
Wiener Werkstätte JH Rauchgarnitur © Astrid-Zinniel
Diesbezüglich werde sie auch oft um Rat gefragt. "Generell empfehle ich gerade auch aus der emotionalen Sicht des Vererbenden, dass dieser sich rechtzeitig überlegt: Was mache ich mit meiner Sammlung? Verkaufe ich und vererbe dann lieber ein Bankguthaben oder habe ich Erben, die sich über Antiquitäten freuen?"
Auf Wunsch berät Astrid Zinniel diese Kunden bei der Ergänzung ihrer modern eingerichteten Wohnung oder Büro mit Antiquitäten, Bildern oder Vintage Einrichtungsgegenständen im Rahmen ihrer "Art Staging Beratung".
"Antiquitäten, Bilder, antiker Schmuck oder Vintage Reisegepäck soll Freude machen und das Leben der Eigentümer jeden Tag emotional bereichern. Für dieses Prinzip stehe ich mit meiner Galerie Vienna Unique“, so Astrid Zinniel abschließend.
www.astrid-zinniel.at